In Europa sind die Gasspeicher gut gefüllt, die Herbsttemperaturen waren mild, der Gasverbrauch ging zurück, und in der Folge sind die Spotmarktpreise für Gas stark gesunken. Obwohl sich in der Gasversorgung eine Entspannung abzeichnet, kann keine Entwarnung gegeben werden. Nach wie vor besteht die Gefahr einer Gasmangellage im kommenden Winter. Wir senden Ihnen hier unsere aktuelle Einschätzung der Lage zur Gasversorgungssicherheit in der Schweiz:
Insgesamt fliessen nur noch geringe Gasmengen von Russland nach Westeuropa. Der Anteil des russischen Gases in Europa liegt inzwischen unter 10 Prozent. Flüssigerdgas (LNG) und Gas aus der Nordsee machen je einen Drittel des nach Europa importierten Gases aus. Dann folgen UK und Nordafrika als Gaslieferanten, die heute für Europa wichtiger sind als Russland. Die Speicheranlagen sind inzwischen sehr gut gefüllt, in der EU zu rund 95 Prozent und in Deutschland zu fast 100 Prozent. Darüber hinaus gibt es viele Initiativen zur Dämpfung des Gasverbrauchs. Dieser befindet sich in der EU zurzeit rund 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau, was nicht unwesentlich auf die milden Oktobertemperaturen in weiten Teilen Europas zurückzuführen sein dürfte. Allerdings werden die sinkenden Temperaturen nun den Verbrauch wieder deutlich ansteigen lassen. Auch in der Schweiz ging der Gasverbrauch über die Sommermonate um durchschnittlich 15 Prozent zurück. Dies ist vor allem auf die Industrie zurückzuführen, die weniger Gas verbraucht hat.
Das milde Wetter und die gut gefüllten Gasspeicher haben zu einer deutlichen Entspannung bei den Spotmarktpreisen für Gas geführt. Ende August bewegten sich die Gaspreise zwischenzeitlich über 330 Euro pro Megawattstunde, inzwischen sind sie zeitweise deutlich unter 50 Euro zurückgegangen. Auf einem nach wie vor hohen Niveau befinden sich die Preise auf dem Terminmarkt. Das lässt darauf schliessen, dass der Markt davon ausgeht, dass die Probleme rund um die Gasversorgungssicherheit noch nicht gelöst sind. Nach wie vor bestehen diverse Unsicherheitsfaktoren. Je nach Konjunkturentwicklung steigt in Asien, insbesondere China, die Nachfrage nach LNG, was die Preise wieder hochtreiben könnte. Wieviel Gas in Europa im Winter für die Stromproduktion verwendet werden muss, hängt auch davon ab, wie schnell die zahlreichen in Revision befindlichen französischen Kernkraftwerke wieder am Netz sind. Im Weiteren kann nicht vorausgesagt werden, ob im Winter eine längere Kälteperiode zu erwarten ist.
Die Schweizer Gaswirtschaft hat in den vergangenen Monaten sehr intensiv daran gearbeitet, eine Gasreserve für den Winter aufzubauen. Die Ziele konnten inzwischen erreicht werden. Wichtig ist jedoch, dass sichergestellt wird, dass sich die Länder bei einer Mangellage gegenseitig so weit wie möglich unterstützen. Der Bund verhandelt zu diesem Zweck über Solidaritätsabkommen mit Nachbarstaaten. Ob und unter welchen Bedingungen konkrete Resultate erzielt werden, ist im Moment jedoch völlig offen.
Die Kriseninterventionsorganisation für die Gasversorgung KIO Gas, welche die Aufgabe hat, die aktuellen Entwicklungen zu beobachten und bei einer Mangellage die Netzbetreiber bei der Umsetzung der vom Bund angeordneten Bewirtschaftungsmassnahmen zu unterstützen, hat sich inzwischen organisatorisch aufgestellt und die Arbeiten in den Bereichen Angebots- und Verbrauchslenkung aufgenommen.
Es ist nach wie vor wichtig, dass in der Schweiz Energie gespart wird. Von daher hat die Energiesparkampagne des Bundes nichts an Dringlichkeit eingebüsst. Als Teil der Winter-Energiespar-Initiative wurde die Energiespar-Alliance lanciert, zu deren Gründungsmitgliedern auch der VSG gehört. Ziel ist, die Energiesparbemühungen in Wirtschaft und Gesellschaft breit zu verankern. Viele Fragen, welche die Versorgungssicherheit betreffen, sind mittel- bis langfristig nicht gelöst. So weist die Internationale Energieagentur IEA in ihrem aktuellen Bericht bereits auf die Herausforderungen der europäischen Gasversorgung für den Winter 2023/24 hin. Laut IEA dürfte die ausreichende Befüllung der Speicheranlagen nächsten Sommer schwieriger werden als in diesem Jahr, zumal 2023 die Gasflüsse aus Russland weiter abnehmen dürften. Zudem sehen Konjunkturprognosen für Asien einen Mehrbedarf an Flüssiggas voraus. Auch wenn im Moment die Schweizer Gasversorgung sichergestellt ist, kann noch keine Entwarnung gegeben werden. Aktuell laufen die Arbeiten der Schweizer Gasversorgung für den Winter 2023/24 an. Die Herausforderungen sind nach wie vor gross.
Mit Hochdruck arbeitete die Schweizer Gaswirtschaft in den vergangenen Wochen und Monaten daran, eine Gasreserve für den kommenden Winter aufzubauen. Sowohl bei der Gasreserve in den Speichern wie auch bei der Schaffung von Optionen konnten die Zielsetzungen erreicht werden.
Der Bundesrat schuf Anfang März die rechtlichen Voraussetzungen, dass die Gaswirtschaft die Beschaffung für den kommenden Winter gemeinsam angehen konnte. Aufgrund des Kartellgesetzes und des fehlenden Gasversorgungsgesetzes waren der Gasversorgung hier in verschiedener Hinsicht die Hände gebunden. Der Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) bildete im Anschluss an den Bundesratsbeschluss eine Taskforce mit Vertretern der Gaswirtschaft sowie der Bundesbehörden und erarbeitete ein Konzept, wie die Gasreserve eingerichtet werden kann.
Das Konzept zur Stärkung der Gasversorgungssicherheit im Winter 2022/23 beinhaltet zwei Massnahmen, die von den regionalen Gasnetzbetreiber erfolgreich umgesetzt werden konnten: So sind 15 Prozent (rund 6 TWh) des inländischen Jahresverbrauchs (35 TWh) in Speicheranlagen in den Nachbarländern gelagert. Im Weiteren stehen 20 Prozent (6 TWh) des Schweizer Winterverbrauchs in Frankreich, Deutschland, Italien und in den Niederlanden in Form von Optionen für zusätzliche Gaslieferungen zur Verfügung stehen und können bei Bedarf kurzfristig abgerufen werden. «Mit dem Aufbau der Gasreserve ist ein wichtiger Meilenstein erreicht, um sich für den Fall einer Gasmangellage so gut wie möglich vorzubereiten», sagt VSG-Direktorin Daniela Decurtins. Ein kritischer Punkt ist, dass das Gas in einer Mangellage auch tatsächlich in die Schweiz gelangt. «Es ist unabdingbar, dass der Bund seine Bemühungen hochhält, zwischenstaatliche Vereinbarungen insbesondere mit Deutschland, Frankreich und Italien zu treffen», betont Daniela Decurtins.
Die Schweizer Gaswirtschaft setzt ihre Bemühungen fort bestehende Abhängigkeiten von russischem Gas möglichst schnell reduzieren und die alternativen Bezugsmöglichkeiten breit abstützen. Im Weiteren ist der VSG im Auftrag des Bundes daran, die KIO Gas aufzubauen. Dies ist die Kriseninterventionsorganisation für die Gasversorgung in ausserordentlichen Lagen. Sie untersteht der wirtschaftlichen Landesversorgung des Bundes und wird auf deren Anweisung aktiv. Die KIO Gas (www. kio.swiss) hat die Aufgabe, die aktuellen Entwicklungen zu beobachten und bei einer Gasmangellage die Netzbetreiber bei der Umsetzung der vom Bund angeordneten Bewirtschaftungsmassnahmen zu unterstützen.
Gazprom hat die Gaslieferungen nach Deutschland auf Nord Stream 1 auf eine Kapazität von 20 Prozent gedrosselt. Die Lage ist sehr angespannt, und es stellt sich das Problem, dass die europäischen Gasspeicher für den kommenden Winter nicht plangemäss gefüllt werden können. Die EU-Staaten haben deshalb einen Notfallplan zum Gassparen beschlossen. Wir senden Ihnen hier unsere aktuelle Einschätzung der Lage:
Seit dem 27. Juli fliessen nur noch erneut reduzierte Gasmengen durch Nord Stream 1, der wichtigsten Pipeline für Erdgas aus Russland. Bereits zuvor hatte Gazprom die Gaslieferungen nach Europa auf Nord Stream 1 und anderen Transportrouten stark gedrosselt. Es muss damit gerechnet werden, dass in absehbarer Zeit kein Gas mehr aus Russland nach Europa geliefert wird.
Die Gasversorgung in der Schweiz ist im Moment stabil. Die Versorgungssicherheit ist derzeit gewährleistet, auch wenn die Lage sehr angespannt ist. Die europäischen Grosshandelspreise sind in den vergangenen Tagen nochmals stark gestiegen, aktuell über 200 Euro pro Megawattstunde. Sehr konstant sind die Erdgaslieferungen aus der Nordsee, und auch die LNG-Importe nach Europa befinden sich auf hohem Niveau.
Die Schweiz hat keine eigenen Gasspeicher und ist daher vollständig auf Importe angewiesen. Bis zu drei Viertel der Gaslieferungen der Schweiz erfolgen via Deutschland. Von Gasengpässen in der EU und insbesondere Deutschland ist deshalb auch die Schweiz betroffen. Können die europäischen Speicher nicht plangemäss gefüllt werden, erhöht sich das Risiko einer Mangellage im kommenden Winter. Die Schweizer Gaswirtschaft arbeitet mit Hochdruck daran, eine Gasreserve für den kommenden Winter aufzubauen. Dabei handelt es sich um Speicherkapazitäten in den Nachbarländern und Optionen für zusätzliche Gaslieferungen. Die Gaswirtschaft ist zuversichtlich, dass die vom Bund gesteckten Ziele erreicht werden können. Wichtig ist jedoch, dass sichergestellt wird, dass sich die Länder bei einer Mangellage gegenseitig so weit wie möglich unterstützen. Der Bund verhandelt zu diesem Zweck über Solidaritätsabkommen mit Nachbarstaaten wie Deutschland.
Die EU-Staaten haben sich auf einen Notfallplan zur Senkung des Gaskonsums verständigt. Ziel ist, die Risiken zu minimieren, die sich aus einer vollständigen Unterbrechung russischer Gaslieferungen ergeben. Der Plan sieht vor, den nationalen Konsum im Zeitraum vom 1. August 2022 bis zum 31. März freiwillig um 15 Prozent zu senken. Zudem soll die Möglichkeit geschaffen werden, bei weitreichenden Versorgungsengpässen einen Unionsalarm auszulösen und verbindliche Einsparziele vorzugeben. Die Schweiz ist nicht Teil des EU-Plans und dessen Einsparziel.
Wenn in der Schweiz eine Gasmangellage eintritt, die von der Branche nicht mehr bewältigt werden kann, trifft der Bund die notwendigen Massnahmen. In einem ersten Schritt würde der Bund die Verbraucher mittels Sparappellen aufrufen, den Gasverbrauch zu reduzieren. Gleich-zeitig kann der Bund den Firmen mit Zweistoffanlagen die Umstellung von Gas auf Heizöl vor-schreiben. Als weitere Massnahme kann der Bundesrat Einschränkungen für gewisse Anwen-dungen beschliessen, z.B. verbindliche Beschränkungen der Heiztemperatur in öffentlichen Ge-bäuden oder in Büros. Schliesslich kann der Bund bei einer anhaltenden Mangellage auch Kon-tingentierungen anordnen. Davon wären alle Anlagen betroffen, die nicht zu den sogenannten geschützten Verbrauchern zählen. Zu den geschützten Verbrauchern gehören Privathaushalte, Fernwärmeanlagen für Privathaushalte und grundlegende soziale Dienste. Zu letzteren zählen auch Spitäler, Energie- und Wasserversorgung sowie Blaulichtorganisationen.
Der VSG baut im Moment im Auftrag des Bundes eine Kriseninterventionsorganisation auf. Diese hat die Aufgabe, die aktuellen Entwicklungen zu beobachten und bei einer Mangellage die Netzbetreiber bei der Umsetzung der vom Bund angeordneten Massnahmen zu unterstützen.
Gazprom hat in den vergangenen Tagen die Gaslieferungen nach Europa auf Nord Stream 1 stark gedrosselt. Deutschland, aber auch andere westeuropäische Länder erhalten nur noch stark reduzierte Gasmengen. Die Lage ist angespannt, und es stellt sich allenfalls das Problem, dass die europäischen Gasspeicher für den kommenden Winter nicht plangemäss gefüllt werden können. Deutschland hat inzwischen diverse Massnahmen beschlossen, um die Gasversorgung für den kommenden Winter zu sichern. Wir senden Ihnen hier unsere aktuelle Einschätzung der Lage:
Auf lokaler Ebene gibt es vermehrt politische Vorstösse, die verlangen, dass kein Gas aus Russland mehr importiert wird. Dazu ist zu sagen, dass die Schweizer Gaswirtschaft keine direkten Lieferbeziehungen zu Russland hat, sondern das Gas primär auf den Märkten in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Italien bezieht. Die Schweizer Gaswirtschaft ist bestrebt, bestehende Abhängigkeiten zu reduzieren und die Bezugsmöglichkeiten breiter abzustützen. In der Praxis ist das aber heute noch kaum umsetzbar, weil im Gashandel nicht deklariert wird bzw. noch kein System besteht, das zeigen kann, woher das Gas kommt. Anders als im Strombereich gibt es noch kein anerkanntes und umfassendes Herkunftsnachweissystem. Wenn ein Gasversorger in einer bestimmten Region Gas beziehen möchte, müsste er mit dortigen Produzenten Lieferverträge abschliessen. Dies wäre wesentlich komplexer und teurer als auf dem Spotmarkt Gas zu beschaffen.
Die Versorgungssicherheit in der Schweiz mit Gas ist im Moment stabil, und auch für die Industrie ist genügend Gas vorhanden, auch wenn die Preise in den vergangenen Tagen aufgrund der aktuellen Entwicklung nochmals sehr stark gestiegen sind. Es ist nicht auszuschliessen, dass Russland die Gaslieferungen nach Europa noch weiter drosselt. Die betroffenen Länder können im Moment die ausfallenden Gasmengen anderweitig am Markt beschaffen. Im Hinblick auf den kommenden Winter stellt sich jedoch allenfalls das Problem, dass die europäischen Gasspeicher nicht wie geplant gefüllt werden können. Noch kann in Deutschland weiterhin Gas eingespeichert werden; die aktuellen Füllstände dürften demnächst 60 Prozent erreichen, was für diese Jahreszeit ein sehr guter Wert ist. Um auf eine weitere Drosselung von Gaslieferungen aus Russland vorbereitet zu sein, hat Deutschland Massnahmen angekündigt, um den Einsatz von Gas in der Industrie zu senken. Zudem wird die Bevölkerung aufgerufen, Gas zu sparen.
Die Schweizer Gaswirtschaft beschafft das Gas auf den Märkten in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Italien. Wenn in diesen Ländern zu wenig Gas vorhanden ist, könnte das auch in der Schweiz zu Versorgungsengpässen führen. Die Schweizer Gaswirtschaft unternimmt grosse Anstrengungen, um die Versorgung im kommenden Winter sicherzustellen und baut im Rahmen der Task Force Winterversorgung zusammen mit dem Bund eine entsprechende Reserve auf. Die Branche ist daran, an den Handelsplätzen der oben genannten Länder Optionsrechte für nichtrussisches Gas und Speicherkapazitäten zu erwerben. Da die Schweiz keine eigenen Speicher verfügt, bleibt die Abhängigkeit von den Nachbarstaaten jedoch bestehen. Umso wichtiger ist es, dass der Bund mit Nachbarstaaten wie Deutschland Solidaritätsabkommen aufgleist, damit sich die Länder bei einer Gasmangellage gegenseitig unterstützen. Ab solche Abkommen jedoch rechtzeigt abgeschlossen werden können, ist unsicher.
Falls in der Schweiz eine Mangellage eintreten sollte, die von der Gasbranche nicht mehr mit marktwirtschaftlichen Lösungen behoben werden kann, trifft die wirtschaftliche Landesversorgung die notwendigen Bewirtschaftungsmassnahmen. Auf einer ersten Stufe kann der Bund anordnen, dass Verbraucher mit Zweistoff-Anlagen auf Heizöl umstellen. In einem weiteren Schritt erfolgen Sparappelle an Gaskonsumenten. Schliesslich kann der Bund in einem Notfall auch anordnen, Erdgas-Grossverbraucher mit Einstoff-Anlagen zu kontingentieren oder dass diese ihre Anlagen abschalten. Die wirtschaftliche Landesversorgung ist daran, die entsprechenden Konzepte, die in den vergangenen Wochen überarbeitet und aktualisiert wurden, zu finalisieren. Im Weiteren baut der VSG im Auftrag des Bundes eine Kriseninterventionsorganisation auf. Diese Woche informiert der VSG an den beiden angekündigten Webveranstaltungen für Gasnetzbetreiber am 23. Juni (auf Französisch) und am 24. Juni (auf Deutsch) über den Stand der Arbeiten und das weitere Vorgehen.
Aktuell ist in der Schweiz genügend Gas vorhanden. Wegen des Ukrainekrieges und der damit verbundenen unsicheren Versorgungslage stellt sich für die Gaswirtschaft jedoch die Herausforderung, die Gasversorgung für den kommenden Winter sicher zu stellen. Sollte in der Schweiz eine Mangellage eintreten, trifft die wirtschaftliche Landesversorgung des Bundes die notwendigen Bewirtschaftungsmassnahmen.
Die Versorgungssicherheit in der Schweiz mit Gas ist im Moment gesichert, und für alle Gasverbraucher, auch die Industrie, ist genügend Gas vorhanden, wobei sich die Preise auf einem ausserordentlich hohen Niveau befinden. Es stehen jedoch nach wie vor die Szenarien im Raum, dass der Westen ein Gasembargo gegen Russland beschliesst oder dass Russland seine Gaslieferungen eingestellt. So hat Russland vor kurzem einen Gaslieferstopp für Polen und Bulgarien beschlossen und anderen Staaten ähnliche Massnahmen angedroht. Ein gänzlicher Ausfall der russischen Gaslieferungen wäre in Europa nicht vollständig kompensierbar, jedenfalls nicht kurzfristig und ohne Verbrauchs-reduktionen. Dies könnte auch in der Schweiz zu Versorgungsengpässen führen.
Die Gaswirtschaft unternimmt grosse Anstrengungen, um die Winterversorgung zu sichern. Zusätzlich hat der Bundesrat Anfang März beschlossen, für die Branche die Voraussetzungen zu schaffen, dass Gasunternehmen gemeinsam Gas, Gasspeicherkapazitäten, Flüssigerdgas (LNG) und LNG-Terminalkapazitäten beschaffen können, ohne kartellrechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen.
Falls in der Schweiz eine Mangellage eintreten würde, die von der Gasbranche nicht mehr mit marktwirtschaftlichen Lösungen behoben werden kann, trifft die wirtschaftliche Landesversorgung die notwendigen Bewirtschaftungs-massnahmen. Auf einer ersten Stufe kann der Bund beschliessen, dass Verbraucher mit sogenannten Zweistoff-Anlagen von Erdgas auf Heizöl umstellen. In einem separaten Schritt erfolgen Sparappelle an Gaskonsumenten. Schliesslich kann der Bund in einem Notfall auch anordnen, bestimmte Erdgas-Grossverbraucher mit Einstoff-Anlagen zu kontingentieren, so dass diese ihre Anlagen im Extremfall ganz abschalten müssen.
Gut ins europäische Netz eingebunden
Die Schweiz ist aufgrund ihrer Lage sehr gut ins europäische Gasfernleitungsnetz eingebunden, was unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit grundsätzlich eine gute Ausgangslage ist. Die Schweiz verfügt auf der Transitgasleitung seit 2017 über die Möglichkeit des sogenannten «Reverse-Flow». Das heisst, Gas kann nicht nur von Norden nach Süden, sondern auch in umgekehrter Richtung fliessen. Auch von Westen her ist die Schweiz gut ans europäische Gasnetz angebunden. Im Weiteren haben alle diese Märkte Zugang zu Flüssigerdgas (LNG). Dies eröffnet zusätzliche Möglichkeiten der Gasbeschaffung, auch wenn das teurer ist.
Die Schweiz beschafft das Gas primär auf den Märkten in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Italien und somit in Ländern der EU. Die Schweizer Gaswirtschaft hat keine direkten Lieferbeziehungen zu Russland. Der Anteil des russischen Gases ist auf den Märkten der Länder, in denen die Schweiz das Gas kauft, unterschiedlich hoch. In Deutschland in den vergangenen Jahren beispielsweise höher als in den Niederlanden oder Frankreich. Die europäischen Länder und die EU arbeiten mit Hochdruck daran, Abhängigkeiten von russischem Gas zu reduzieren und die Bezugsmöglichkeiten breiter abzustützen. Dabei spielt LNG eine wichtige Rolle, da auf diese Weise Gas aus den unterschiedlichsten Weltregionen beschafft werden kann. Die EU verfügt momentan über knapp 40 LNG-Terminals, in denen Flüssigerdgas ins europäische Netz eingespeist werden kann. Weitere sollen nun rasch gebaut und ans Netz angeschlossen werden.
Die Schweizer Gaswirtschaft ist bestrebt, bestehende Abhängigkeiten von russischem Gas zu reduzieren und die Bezugsmöglichkeiten breiter abzustützen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass gegenwärtig nicht umfassend deklariert wird, woher das Gas kommt. Anders als im Strombereich gibt es noch kein anerkanntes und umfassendes Herkunftsnachweissystem. Wenn ein Gasversorger in einer bestimmten Region Gas beziehen möchte, muss er mit dortigen Produzenten entsprechende Lieferverträge abschliessen. Dies ist wesentlich komplexer und teurer als auf den bestehenden Handelsmärkten Gas zu beschaffen. Hier werden in der Regel Standardprodukte angeboten, die Gas aus verschiedenen Regionen beinhalten können.
Bessere Rahmenbedingungen für erneuerbare Gase
Die gegenwärtige Krise dürfte das Tempo in die Förderung der erneuerbaren Gase, insbesondere grüner Wasserstoff, beschleunigen, in der Schweiz wie auch in anderen Ländern Europas. Das Thema erneuerbare Gase wird eine neue Dynamik erhalten, nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes, sondern auch der Versorgungssicherheit. Um die Produktion und Nutzung erneuerbarer Gase in der Schweiz ausbauen zu können, braucht es jedoch bessere Rahmenbedingungen. Dabei geht es primär darum, erneuerbare Gase durch Investitionsbeiträge oder Einspeise-beiträge zu fördern. Noch immer wird lediglich die Stromproduktion aus Biogas unterstützt, die der Gasversorgung keinen Nutzen bringt. Auch in den kantonalen Energiegesetzen müssen die Rahmenbedingungen so ausgestaltet sein, dass Biogas als erneuerbare Energie anerkannt wird. Im Weiteren wird importiertes Biogas vom Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit nach wie vor als Erdgas behandelt. Es braucht rasch ein nationales Register für Herkunfts-nachweise für erneuerbare Gase, das mit anderen Ländern vernetzt werden kann, sowie klare Regeln für den Import.
Im Zusammenhang mit der russischen Invasion in die Ukraine stellt sich die Frage, wie die Gasversorgungssicherheit in der Schweiz sichergestellt werden kann, insbesondere im nächsten Winter. Der VSG steht in Kontakt mit den zuständigen Bundesbehörden und tauscht sich mit allen wichtigen Akteuren aus. Die folgende, aktualisierte Stellungnahme können die VSG-Mitglieder in ihrer Kommunikation nutzen; die französische Übersetzung folgt.
Der Bundesrat hat vor kurzem die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, dass die Schweizer Gaswirtschaft die Beschaffung für den kommenden Winter gemeinsam angehen kann. Ziel der Branche ist, die Versorgung kurzfristig sicherzustellen. Die Versorgungssicherheit mit Gas erscheint für die gegenwärtige Heizperiode, die dem Ende entgegen geht, weitgehend gesichert. Auch dürfte für die Industrie genügend Gas vorhanden sein, auch wenn sich die Preise auf einem ausserordentlichen Niveau befinden. Wie der Bundesrat in seiner Antwort auf eine Dringliche Interpellation festhält, lässt sich derzeit keine unmittelbar bevorstehende Energiekrise erkennen. Aus heutiger Sicht sei die Versorgungssicherheit von Strom und Gas für den laufenden Winter trotz des hohen Preisniveaus gegeben. Die Situation müsse aber laufend evaluiert werden, insbesondere aufgrund der weiteren Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Angesichts des Krieges will der Bund unter der Leitung von Energieministerin Simonetta Sommaruga und Wirtschaftsminister Guy Parmelin alle Arbeiten zur Versorgungssicherheit im Energiebereich noch enger begleiten und den Austausch aller Akteure der Energiebranche, der Bundesverwaltung und der Kantone intensivieren.
Für die Schweizer Gaswirtschaft besteht die unmittelbare Herausforderung, die Versorgung für den Winter 2022/23 sicherzustellen. Die Vorbereitungen dazu laufen; im Moment baut die Branche eine Projektorganisation auf, die sich dem Thema Beschaffung annimmt. Mitte März fand ein erstes Treffen zwischen den Bundesbehörden und der Gaswirtschaft statt, um die Umsetzungsmodalitäten und Rollen festzulegen. Der VSG übernimmt für die Branche die Koordinationsrolle. Die Gaswirtschaft will bestehende Abhängigkeiten von russischem Gas reduzieren und mittelfristig unabhängig davon werden. Dabei müssen die Bezugsmöglichkeiten breiter abgestützt werden. Flüssigerdgas (LNG) kann kurz- bis mittelfristig einen wichtigen Beitrag leisten, Gas aus allen Weltregionen zu beschaffen, auch wenn das teurer ist. Längerfristig werden auch erneuerbare Gas eine zentrale Rolle für die Gasversorgung spielen.
EU trifft Massnahmen, um Russland-Abhängigkeit zu reduzieren
Die EU-Kommission hat einen Plan vorgestellt, wie Europa vor 2030 generell unabhängig werden kann von russischer Energie. Um die Nachfrage nach russischem Erdgas bis Ende Jahr um zwei Drittel zu senken, sieht Brüssel vor, dass der Import aus anderen Quellen erhöht werden soll. Dabei geht es einerseits um LNG aus diversen Weltregionen sowie um durch Pipelines geliefertes Erdgas von Ländern wie Norwegen, Aserbaidschan oder Nordafrika. Andererseits geht man davon aus, einen Teil durch den Einsatz von Biogas und mit Wasserstoff zu ersetzen. Die Kommission schlägt weiter vor, dass die Mitgliedstaaten künftig ihre Speicher jährlich bis Ende September auf mindestens 90 Prozent der Kapazitäten auffüllen.
Auch die internationale Energieagentur IEA hat der EU einen 10-Punkte-Plan vorgelegt, um die Abhängigkeit von russischen Lieferungen zu reduzieren. Zu den wichtigsten Massnahmen, die im 10-Punkte-Plan der IEA empfohlen werden, gehören der Verzicht auf die Unterzeichnung neuer Gasverträge mit Russland, die Maximierung der Gaslieferungen aus anderen Quellen, die beschleunigte Nutzung von Sonnen- und Windenergie, die optimale Nutzung vorhandener emissionsarmer Energiequellen wie der Kernenergie und erneuerbarer Energien sowie die Intensivierung von Energieeffizienzmassnahmen in Haushalten und Unternehmen.
Am 15. März hat die EU ein viertes Paket mit Russland-Sanktionen in Kraft gesetzt. Es beinhaltet neben anderen Massnahmen ein umfassendes Verbot neuer Investitionen in den russischen Energiesektor. Der Import von Gas-, Öl- und Kohle aus Russland bleibt jedoch weiter möglich, weil Länder wie Deutschland die Energieversorgung der EU ohne die Lieferungen für nicht gesichert halten.
Massnahmen für den Fall einer Mangellage
Das schweizerische System der wirtschaftlichen Landesversorgung (WL) beruht auf einer Kooperation zwischen Wirtschaft und Staat. Erst wenn die Wirtschaft die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern nicht mehr selbst wahrnehmen kann, greift der Bund lenkend ein. Die wirtschaftliche Landesversorgung ist auf Bundesebene in sechs Fachbereichen, bestehend aus Milizkadern, organisiert. So gibt es einen Fachbereich Energie, der seinerseits unter anderem aus der Abteilung Erdgas besteht. Für den Fall einer Mangellage sind Bewirtschaftungsmassnahmen vorgesehen. Diese beinhalten die Umschaltung von Verbrauchern mit Zweistoff-Anlagen, Sparappelle und die Kontingentierung von Erdgas-Grossverbrauchern mit Einstoff-Anlagen.
Solche Massnahmen werden von der wirtschaftlichen Landesversorgung in Konzepten vorbereitet, anschliessend von der Wirtschaft in Durchführungsdokumenten konkretisiert und im Bedarfsfall vom Bundesrat angeordnet. Da die Versorgungssicherheit mit Gas in der Schweiz für die gegenwärtige Heizperiode gesichert erscheint, ist die Konkretisierung und Aktualisierung von Bewirtschaftungsmassnahmen bis zum Ende des Sommers 2022 vorzunehmen. Der VSG wird in den nächsten Monaten, nach der Erarbeitung der Themen, eine Information respektive Schulung durchführen.
Der Bundesrat hat entschieden, die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, dass die Schweizer Gaswirtschaft die Beschaffung für den kommenden Winter gemeinsam angehen kann. Ziel der Branche ist, die Versorgung kurzfristig sicherzustellen.
Der Angriff von Russland auf die Ukraine ist für Europa und die Welt eine grundsätzliche Zäsur. Der Krieg macht betroffen, und die Menschen weltweit sind in Gedanken mit der Ukraine und deren Bevölkerung, die grossem Leid ausgesetzt ist. Die Situation erfordert umfassende Massnahmen, um die Versorgung mit Gas im kommenden Winter gewährleisten zu können und die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren. Aufgrund des Kartellgesetzes und dem fehlenden Gasversorgungsgesetz waren der Gasversorgung bislang die Hände gebunden, weil Absprachen von Unternehmen als wettbewerbswidrig geahndet werden. Die Gaswirtschaft begrüsst es, dass der Bundesrat mit seinem heutigen Entscheid die Voraussetzungen schafft, damit sie jetzt gemeinschaftlich aktiv werden kann. Mit 15 Prozent am Endenergieverbrauch ist Erdgas in der Schweiz ein wichtiger Energieträger. Die Schweizer Gaswirtschaft unterstützt das Netto-Null-Ziel 2050 des Bundesrates und arbeitet heute schon darauf hin. So soll Erdgas sukzessive durch erneuerbare und klimaneutrale Gase ersetzt werden, die neben Biogas auch synthetisches Methan und Wasserstoff umfassen. Der Umbau des heutigen Energiesystems gelingt nur, wenn er auf einem breiten Mix von Energieträgern und Infrastrukturen basiert. Die Diversifizierung und Dekarbonisierung der Gasversorgung braucht jedoch seine Zeit. Im Zuge der zunehmenden Elektrifizierung zeichnen sich schon heute vermehrt Stromengpässe im Winter ab. Die Gasversorgung kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, die Situation zu entschärfen.
Arbeiten für den kommenden Winter müssen jetzt gestartet werden Die Versorgungssicherheit mit Gas erscheint für die gegenwärtige Heizperiode, die dem Ende entgegen geht, weitgehend gesichert. Auch dürfte für die Industrie genügend Gas vorhanden sein, auch wenn sich die Preise auf einem ausserordentlichen Niveau befinden. Zudem dürften aktuell bei Versorgungsengpässen hoheitliche Massnahmen im Rahmen der wirtschaftlichen Landesversorgung umgesetzt werden können. Die grosse unmittelbare Herausforderung ist es, die Versorgung für den Winter 2022/23 sicherzustellen. Die Vorbereitungen müssen jetzt gestartet werden. Vor denselben Herausforderungen stehen auch andere Staaten Europas, der Gasbedarf ist dort sehr viel grösser. Die Gaswirtschaft will bestehende Abhängigkeiten von russischem Gas reduzieren und mittelfristig unabhängig davon werden. Dabei müssen die Bezugsmöglichkeiten breiter abgestützt werden. Flüssigerdgas (LNG) kann einen wichtigen Beitrag leisten, Gas aus allen Weltregionen zu beschaffen, auch wenn das teurer ist. Eine zentrale Rolle für die künftige Gasversorgung spielen auch die erneuerbaren Gase. Um deren Produktion und Nutzung ausbauen zu können, braucht es jedoch bessere Rahmenbedingungen. Dabei geht es primär darum, die Produktion und Einspeisung erneuerbarer Gase in der Schweiz durch Investitionsbeiträge oder Einspeisebeiträge zu fördern. Noch immer wird lediglich die Stromproduktion aus Biogas unterstützt, die der Gasversorgung keinen Nutzen bringt. Auch in den kantonalen Energiegesetzen müssen die Rahmenbedingungen so ausgestaltet sein, dass Biogas in allen Kantonen als erneuerbare Energie anerkannt wird. Im Weiteren wird importiertes Biogas vom Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit nach wie vor als Erdgas behandelt. Es braucht rasch ein nationales Register für Herkunftsnachweise für erneuerbare Gase, das mit anderen Ländern vernetzt werden kann, sowie klare Regeln für den Import. Diese Aufgaben müssen jetzt mit Hochdruck angegangen und gelöst werden.